Sonntag, 6. Januar 2008

Vorsätze.


Da zieht es dahin, das Jahr 2007, sein letzter erleichterter Seufzer weht mir um die kalten Ohren, während es sich fast lautlos davonschleicht. Ein Jahr des Zweifels, ein Jahr der Herausforderung. Ein entscheidungsträchtiges Jahr. Voller ungelöster Konflikte, voller makabrer Witze, voller Schützengräben und Grenzüberschreitungen. Ein blutiges Jahr, den sauren Schweißgeruch der Gefallenen hinter sich her ziehend, macht einem neuen Jahr Platz. Dies neuer Abschnitt unbeschriebener Raumzeit wird alles ernten, was bisher gesät wurde, in der einen oder anderen Form, und nichts davon ist berechenbar.

Wenn es denn eine Bestimmung gibt, Zeitlinien für jeden von uns, Konsequenzen des Vergangenen, fragile und doch unzerbrechliche Ereignisketten inmitten der für ein Individuum relevanten quantenmechanischen Zusammenhänge, so hoffe ich darauf, sie im Neuen Jahr erkennen zu können, mich im Angesicht des Unabwendbaren weise zu verhalten, den Mut im Moment des Begreifens nicht zu verlieren, und in allem Sichtbaren nur das Licht zu sehen, abseits menschlicher Absichten, Hoffnungen und Ängste. Abseits unserer Lügen, unserer Niederträchtigkeiten, unserer unendlichen Wut, unserer evolutionär lohnenswerten Gewalt, unserer exponentiell zunehmenden Schuld, des ständigen Widerstandes.

Es gab einmal eine Zeit, da fiel es mir nicht schwer, jenes Gefühl der Einigkeit aufrecht zu erhalten, von Selbstverständlichkeit. Es begleitete mich, wohin ich auch ging. Das Gefühl des Alles. Nichts davon ist geblieben, nur noch die Erinnerung an etwas Wichtigeres, nur noch die Tränen des Verlustes, das Bewusstsein der Niederlage. Die Erkenntnis, ein Leben lang zu wissen, es gesehen, berührt, gekostet zu haben, ohne jene Macht verwenden zu können. Der Göttliche Witz.

Jegliche Macht gebärt Gewalt, gebärt Unterdrückung, schafft Werte, zaubert sie herbei, aus einer bemitleidenswerten Not heraus, dem plumpen Bedürfnis, das Ruder an sich zu reissen, geifernd, die Zähne fletschend. Zuzubeissen, zu reissen, zu zermalmen, das Blut schmecken zu wollen, ist das Velangen.

Nichts davon entspricht meinem Verständnis von Leben. Mein Dasein, die Gesetze der Realität, erschliessen sich mir nicht durch Konflikte, sondern durch Synergien, Verständnis und kosmische Harmonie. Grinse höhnisch, Leser, denn zu nichts anderem bist Du scheinbar fähig. Leck mich, Mensch. Ein Teil von mir schämt sich dafür, ein Vertreter Deiner Spezies zu sein. Arroganz? - Die einzige Sprache, die Du verstehst. Die einzige Diskussionsgrundlage, die Du anzunehmen bereit bist. Es riecht nach Blut, es sieht wie Blut aus - es muss Blut sein. Alle, die bei diesem Bild keinen Speichelfaden erzeugen, sind Deiner nicht wert. Aber keine Bange, es sind nicht viele.

Heil Dir, 2008.

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