Dienstag, 14. September 2010

FPÖ

Da schau her: seit Langem mal ein herzerwärmend treffender Kommentar im "Standart":

Angstbeißer-Alarm

Daß aber ebendieser Gedanke sich wie eine Oase anfühlt und ebenso selten anzutreffen ist, sei hiermit nicht nur der Politik in die Schuhe geschoben, sondern auch dem "freien Journalismus". Den Begriff "Angst" zu thematisieren, ihm den Schleier des Verschwörungstheoretischen endlich herunterzureißen, den Blauen Hetzplakatwahnsinn zu entlarven, den Menschen den Unterschied zwischen Würde und Eloquenz zu erklären, obliegt uns allen, der allzugelobten Internet-Community.

Wir können Millionenprojekte der Hollywood-Filmindustrie lahmlegen, aber gegen einen wortgewandten Fascho fehlt uns der Mut, der Wille?! Und keiner fragt, wie es einer krisengeschüttelten Weitausrechtspartei möglich ist, alle 20 meter schlichten Hass zu plakatieren, auf eisblaue Äuglein im öffentlich-rechtlichen Fernsehen hinaus, zusammengeschnitten wie auf Bestellung, ja wo leben wir denn, wachen wir denn nie auf?!

Childe Roland To The Dark Tower Came...

Hier aber mal eine hoffnungsvolle Nachricht: Stephen Kings - bodentiefes kotau an dieser Stelle, inklusive Trommelwirbel - Dunkler Turm ("The Dark Tower") wird verfilmt! Hätten wir das denn noch - schnief - zu hoffen gewagt!? Und ja, die Foren zerreissen sich, as we speak, ob der angemessenen Qualifikation der Mutigen. Was zu erwarten war.

Sai, wenn ich nur an die Zeiten zurückdenke, als die Lektüre von "Glas" ("Wizard and Glass") uns in der verdammten Leere der Erwartung zurückliess und die Gespräche im engen Kreise der Kundigen sich um die Kandidatur Clint Eastwoods für die Rolle des Roland Deschain drehten, aye. Was denn, waren wir etwa die Einzigen?

Doch die Welt drehte sich beständig weiter, die Türen zwischen den Welten flimmerten trügerisch, und wir, Revolvermänner im Geiste, lechzten nach Wiederkehr, der Rose, dem Turm, dem Schicksal. Die letzten drei Bücher schließlich waren ein Atemzug, süß und berauschend, erhaben und befriedigend auf wahrlich Über-Kingsche Arte und Weise; wir fanden die 19 in jeder zweiten Straße und würdigten uns gegenseitig der Verbeugung, wurden des Angesichts unserer Väter gewahr, vertieften uns in respektvolle Palaver, uns gegenseitig mit jener verträumten Handbewegung antreibend, und weinten gar verstohlen ob der Bedeutung von Liebe und Ka...

Wir verschlangen schließlich, der Ungeduld Kinder, die kompositionell meisterhaften Comics, und meine Ausgabe von "Drei" ("The Drawing of the Three") gleicht längst keinem Parallelepiped mehr... Delah sind der Jahre vergangen... Ein Jemand wagt sich nun also an diese Welt, trachtet nach ihrer Verwirklichung, aye, aber das ist nicht Mittelerde, baby, daß Du Dich da nur nicht verzettelst, sage ich; verrate nicht jenes Ka-Tet, dem Du Dich nun ach so plötzlich zugehörig fühlst, denn lang und steinig ist der Pfad des Balkens... davon würde Blaine Dir ein Liedchen singen...

Lange Tage und angenehme Nächte Euch allen...

Samstag, 11. September 2010

Schwachsinn.


Interessant. Gerade aufgrund meiner Liebe zur Kinematographie habe ich nie auch nur mit dem Gedanken gespielt, eine Filmrezension zu schreiben. Seien wir ehrlich, einem wirklich guten Film ebenseine Qualität zu bescheinigen ist irgendwie schreihalserisch, wie in:"Ich hab´s auch kapiert! Ich fühle es, der spricht mir aus der Seele!" Da ist mir viellecht mein Ego im Weg, mag sein.

Kein Lynch, kein von Trier, kein Tarantino, weder Cameron noch Spielberg hätte dieses mein Hinterherdackeln nötig. Da macht es weitaus mehr Spaß, private, analoge Empfehlungen augenzwinkernd weiterzuschieben und in bekifftempathischem, engen Kreise, Resonanzmomente auszutauschen. Das ist befriedigend, da Kommunikation.

Schlechte Filme, andererseits, kommen bei mir irgendwie nicht an, fristen ihr Dasein im deutschen Privatfernsehen, zwischen den eigentlichen Hauptsendungen der Werbeindustrie, die oftmals qualitativ wie inhaltlich die Nase vorn hat, werden daher schnell von der Fernbedienung zugunsten von arte/3sat abgewürgt. Sie zu zerreißen wäre Zeitverschwendung (wiederum: Ego), aber auch irgendwie gemein, denn "erstmal selber besser machen, dann kritisieren", sehe ich auch ein. Die arme arme Industrie muß ja von irgendwas leben.

Darüber hinaus erkenne ich ein Genre, wenn es mir mit Wucht um die Ohren geschmettert wird, und weiß daher auch all die Zombies, Gangster, Superhelden, Vampire (Volljährig) und Aliens durchaus zu würdigen.

Hinzuzufügen bleibt noch, daß ich eher Kinofaul bin, weil resonanzbedürftig und darin pingelig, mehr so der VLC-THC-Mitternachtsfilmophile. Und nun zum eigentlichen Grund dieser ausschweifenden Postulate. Nach zwei Jahren stolzer Kinoabstinenz habe ich mich doch tatsächlich zu einem Schmankerl der ganz besonderen Art hinreißen lassen: The Expendables. Denn, dachte ich mir, hinter einem dermaßen absurd besetzten Projekt kann sich doch nur eine ordentliche Portion Schenkelklopfer verbergen. Da haben sich die Veteranen des 80er Actionspektakels (Jason Statham mal ausgenommen) mal auf ein paar Bierchen mehr, als der Arzt empfahl, eingelassen, und ein Feuerwerk der warmherzigen Selbstironie komponiert. Mal schauen, wie sie das angegangen sind.

Was ich übersah: der Film ist von Sly Stallone! Dementsprechend ist das Einzige, was dem Film eine Altersempfehlung von 18+ bescheinigen kann, das digitale Blut. Und auch das nur dank der BpjM (hätte nie gedacht, daß ich so etwas jemals schreiben würde). Der Film ist augenscheinlich für vorpubertäres Publikum konzipiert. Das Maß an Einfallslosigkeit übersteigt meine düstersten Erwartungen. Schenkelklopfer? Das einzige Augenzwinkern war nur meinerseits wahrzunehmen, und zwar konvulsiv, in Anbetracht der zu Tode geschnittenen Kampfchoreographien und vollkommen träger Gags, abseits jeglicher reflektiver Ironie. Übersättigung war hier offenbar oberstes Gebot. Dann fällt einem 9-jährigen Gehirn auch nicht auf, daß der alte Sly keinerlei Sinn für Humor hat.

Verdikt: Das, was zu einem biergrölenden, witzigen, ja nostalgischen Abenteuer hätte werden sollen, wurde stattdessen in den Sand gesetzt, und zwar Hüfttief. Ein charmeloser "Jagged Alliance"-Abklatsch. So sieht die "alte Garde" also ihr Vermächtnis: Hirn- und Witzlos. Schade.

P.S.: "Du bist nisch entbehrlisch." Bild´ dir das nur ei, Sly.

P.P.S.: Mein einziges Hoch auf Mickey Rourke. Was hat Dich nur in diesen Streifen verschlagen,
Mickey?

P.P.P.S.: Und das beste: Jean Claude Van Damme sagte ab mit der Begründung, seine Figur hätte keine Substanz. Van Damme? Da hätten bei Sly aber die Alarmglocken bimmeln müssen...