Samstag, 11. September 2010

Schwachsinn.


Interessant. Gerade aufgrund meiner Liebe zur Kinematographie habe ich nie auch nur mit dem Gedanken gespielt, eine Filmrezension zu schreiben. Seien wir ehrlich, einem wirklich guten Film ebenseine Qualität zu bescheinigen ist irgendwie schreihalserisch, wie in:"Ich hab´s auch kapiert! Ich fühle es, der spricht mir aus der Seele!" Da ist mir viellecht mein Ego im Weg, mag sein.

Kein Lynch, kein von Trier, kein Tarantino, weder Cameron noch Spielberg hätte dieses mein Hinterherdackeln nötig. Da macht es weitaus mehr Spaß, private, analoge Empfehlungen augenzwinkernd weiterzuschieben und in bekifftempathischem, engen Kreise, Resonanzmomente auszutauschen. Das ist befriedigend, da Kommunikation.

Schlechte Filme, andererseits, kommen bei mir irgendwie nicht an, fristen ihr Dasein im deutschen Privatfernsehen, zwischen den eigentlichen Hauptsendungen der Werbeindustrie, die oftmals qualitativ wie inhaltlich die Nase vorn hat, werden daher schnell von der Fernbedienung zugunsten von arte/3sat abgewürgt. Sie zu zerreißen wäre Zeitverschwendung (wiederum: Ego), aber auch irgendwie gemein, denn "erstmal selber besser machen, dann kritisieren", sehe ich auch ein. Die arme arme Industrie muß ja von irgendwas leben.

Darüber hinaus erkenne ich ein Genre, wenn es mir mit Wucht um die Ohren geschmettert wird, und weiß daher auch all die Zombies, Gangster, Superhelden, Vampire (Volljährig) und Aliens durchaus zu würdigen.

Hinzuzufügen bleibt noch, daß ich eher Kinofaul bin, weil resonanzbedürftig und darin pingelig, mehr so der VLC-THC-Mitternachtsfilmophile. Und nun zum eigentlichen Grund dieser ausschweifenden Postulate. Nach zwei Jahren stolzer Kinoabstinenz habe ich mich doch tatsächlich zu einem Schmankerl der ganz besonderen Art hinreißen lassen: The Expendables. Denn, dachte ich mir, hinter einem dermaßen absurd besetzten Projekt kann sich doch nur eine ordentliche Portion Schenkelklopfer verbergen. Da haben sich die Veteranen des 80er Actionspektakels (Jason Statham mal ausgenommen) mal auf ein paar Bierchen mehr, als der Arzt empfahl, eingelassen, und ein Feuerwerk der warmherzigen Selbstironie komponiert. Mal schauen, wie sie das angegangen sind.

Was ich übersah: der Film ist von Sly Stallone! Dementsprechend ist das Einzige, was dem Film eine Altersempfehlung von 18+ bescheinigen kann, das digitale Blut. Und auch das nur dank der BpjM (hätte nie gedacht, daß ich so etwas jemals schreiben würde). Der Film ist augenscheinlich für vorpubertäres Publikum konzipiert. Das Maß an Einfallslosigkeit übersteigt meine düstersten Erwartungen. Schenkelklopfer? Das einzige Augenzwinkern war nur meinerseits wahrzunehmen, und zwar konvulsiv, in Anbetracht der zu Tode geschnittenen Kampfchoreographien und vollkommen träger Gags, abseits jeglicher reflektiver Ironie. Übersättigung war hier offenbar oberstes Gebot. Dann fällt einem 9-jährigen Gehirn auch nicht auf, daß der alte Sly keinerlei Sinn für Humor hat.

Verdikt: Das, was zu einem biergrölenden, witzigen, ja nostalgischen Abenteuer hätte werden sollen, wurde stattdessen in den Sand gesetzt, und zwar Hüfttief. Ein charmeloser "Jagged Alliance"-Abklatsch. So sieht die "alte Garde" also ihr Vermächtnis: Hirn- und Witzlos. Schade.

P.S.: "Du bist nisch entbehrlisch." Bild´ dir das nur ei, Sly.

P.P.S.: Mein einziges Hoch auf Mickey Rourke. Was hat Dich nur in diesen Streifen verschlagen,
Mickey?

P.P.P.S.: Und das beste: Jean Claude Van Damme sagte ab mit der Begründung, seine Figur hätte keine Substanz. Van Damme? Da hätten bei Sly aber die Alarmglocken bimmeln müssen...

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