Donnerstag, 7. Februar 2008

Of Tigers and Yetis.

Interessant. So manch ein abendländisches Auge ist konditioniert auf das Auffinden von Horoskopen in dem buntbedruckten Chaos einer, beispielsweise, Kronenzeitung. So manch ein Kollegium erheitert sich Montagvormittags teamgeistig über prophezeite Glückseligkeit, sexuelle Hochleistungen und die eine oder andere Beförderung. Gewissermaßen degradiert vegetieren Fisch und Jungfrau im kläglichen Kastl auf Seite 8. Trotzdem trägt hin und wieder jemand mit Stolz seine Waage oder prahlt mit dem Schuppenpanzer. Skills & perks werden oft mit der Selbstverständlichkeit angegrauter Astrologen hervorgehoben.

Der chinesischen Tierkreiszeichen hingegen zwar gewahr, vergleichen wir selten die entsprechenden Eigenschaften mit ihren Trägern, obgleich manch einer seine Zugehörigkeit aus dem Stegreif kundzutun weiß.

So ist sie, selbstverständlich, ein Tiger. Ein Säbelzahntiger, genaugenommen. Stets zwischen dem Drang, zu reissen und zu kratzen, und dem Bedürfniss, zu kuscheln und zu schnurren, herumoszillierend. Der Tiger in ihr ist wahrhaftig, lebendig und prägend. Der Vergleich fällt mir daher nicht schwer, und es ist ein netter, wie ich finde. Hin und wieder faucht sie, dreht sich im Kreis, fegt mit ausladender Geste Objekte von Tischen und kräult quer durch die Botanik. Dann wieder reckelt sie sich genüsslichst auf dem Bett wie eine Katze, streckt mir ihren Bauch entgegen, dreht sich schnurrend, reizt mich mit ihrem kleinen Hintern, lässt sich streicheln und kraulen. Dann verbinden sich ihre Gegensätze, verschränken sich zu jenem Tier, daß Liebe und Feuer zugleich versprüht.

Und ich, meines Zeichens gebürtiger Affe, bin, oh Wunder, der Yeti. Wohl durch meine Größe und Eloquenz dem rein Affigen entwachsen, und doch das Wuschige, Haarige und latent Animalische noch nicht gänzlich abgelegt, mime ich das liebevolle Ungeheuer, Frankensteins Kreation nicht unähnlich. Das Licht im Herzen, täusche ich mit dem Antlitz eines Wilden über meine eigentliche Gemütsruhe hinweg, über die Sanftheit meiner Berührung. Und so finden wir uns immer wieder: ich - zottelig gesellig, sie - tierisch heimisch. Zwei Wilde, trunken vor Liebe, vereint in der Selbstverständlichkeit des Verlangens, in der betörenden Ruhe der Zweisamkeit.

1 Kommentar:

kloty hat gesagt…

Hm, soviel ich mich betrachte, eine Schlange habe ich in mir noch nie gesehen, aber es ist wiedermal ein Genuss Deine Texte zu lesen